Frühbehandlung von Kindern
Bereits ab einem Alter von ca. 3 - 4 Jahren kann eine kieferorthopädische Behandlung sinnvoll sein. Frühzeitig erkannte Fehlstellungen lassen sich oft schon mit spielerischen (myofunktionellen) Muskelübungen oder einfachen Maßnahmen, wie einer Mundvorhofplatte oder Funktionsreglern behandeln. Das Behandlungsziel ist die Korrektur der Fehlstellung und somit das Vermeiden einer deutlichen Fehlentwicklung des Kiefers und Gebisses. Wie lange die Therapie dauert, richtet sich nach dem Grad der Fehlstellung. Kleinere Korrekturen können wir schneller vornehmen, größere brauchen ihre Zeit. Der Behandlungsfortschritt wird in regelmäßigen Abständen kontrolliert.
1. Die herausnehmbare Zahnspange
Bei Kindern beginnt die kieferorthopädische Therapie in der Regel mit einer herausnehmbaren Zahnspange. Sie besteht aus einer individuell gefertigten Kunststoffbasis, die direkt an den Zähnen und dem Kiefer anliegt. Korrekturelemente aus Edelstahldraht werden an den Zähnen fixiert. Meist wird eine Zahnspange für den Ober- oder Unterkiefer hergestellt. Insbesondere bei einer falschen Lage des Unterkiefers kommen funktionskieferorthopädische Spangen zum Einsatz. Welche herausnehmbare Zahnspange bei Ihrem Kind verwendet wird, entscheiden wir nach erfolgter Diagnostik und gemeinsamer Besprechung des Behandlungsplans.
Funktionskieferorthopädie
Bei der Funktionskieferorthopädie (FKO) handelt es sich um ein spezielles kieferorthopädisches Behandlungskonzept. Die FKO verfolgt das Ziel, Weich- und Hartgewebe des Kausystems funktionell so zu reizen, dass diese sich in ihren muskulären Funktionsmustern umstellen und mit Anpassung und Wachstum darauf reagieren. FKO-Apparaturen dienen der Lagekorrektur des Ober- und Unterkiefers. Dies gelingt am besten in der Wachstumsphase und somit zu Beginn der Pubertät. KFO-Geräte sind eine besondere Form der losen Spange. Sie liegen nahezu passiv in der Mundhöhle und wirken z. B. beim Schlucken, ohne selbst Kraft auszuüben. Durch Umstellung des muskulären Funktionsmusters wird das durch die Behandlung angestrebte, funktionelle Gleichgewicht auf natürliche Weise stabilisiert. Mit diesen speziellen Funktionskieferorthopädie-Apparaturen, z. B. Aktivatoren oder dem Bionator, kann der Unterkiefer nach vorne bewegt werden, wenn dessen Position im Vergleich zum Oberkiefer zu weit zurückliegt.
Aktivator
Ein Aktivator ist eine herausnehmbare Zahnspange für den Ober- und Unterkiefer und besteht aus einem Kunststoffstück mit Drähten. Er liegt locker im Mund, normalisiert die Funktionen der Mundmuskulatur und regt die Kautätigkeit an. Aufgrund des Fehlens aktiver Elemente wie z. B. Federn, werden keine direkten Kräfte, sondern biologische Kräfte eingesetzt. Dies führt zu einem angenehmen Tragen und einer insgesamt schonenden Behandlung. Die Sprache ist während der Tragezeit beeinträchtigt. Der Aktivator kommt in der Regel nur bei Kindern und Jugendlichen zum Einsatz.
Bionator
Mit der Bionator-Therapie entwickelte Prof. Balters eine über das Kausystem hinausgehende, ganzheitlich ausgerichtete Behandlungsart, unter individueller Einbeziehung von Logopäden, Osteopathen und Physiotherapeuten, zur Harmonisierung des Gesichtsprofils und der beteiligten Muskeln. Das Besondere am Bionator ist, dass dieser gleich auf beide Kiefer wirkt, ohne dabei aber selbst große Kräfte wirken zu lassen. Bei jedem Schluckakt und auch beim Sprechen wird die Muskelkraft genutzt, um den Zahnhalteapparat sukzessiv zu regulieren. Der Bionator dehnt die Muskulatur im Kiefer, diese wird dadurch trainiert und der Biss wird mit der Zeit normalisiert.
Funktionsregler nach Fränkel
Der Funktionsregler wurde von Rolf Fränkel entwickelt und wird zur Behandlung von Wachstums- und Lageanomalien beider Kiefer eingesetzt. Durch ausgedehnte Kunststoffflächen im Wangen- und Lippenbereich (Mundvorhof) geraten die Muskeln vor allem bei Aktivität gezielt unter Zugspannung. Über die Spannung der Weichteile wird ein Zug auf die Schleimhaut und die darunterliegende Knochenhaut ausgeübt. Dadurch wird Knochenwachstum zielgerichtet angeregt. Zur Behandlung der verschiedenen Fehlstellungen hat Fränkel unterschiedliche Geräte entwickelt. Mit den Funktionsreglern der Typen 1 und 2 werden vor allem Probleme mit Unterkieferrücklagen angegangen. Der Typ 3 soll das Knochenwachstum im Oberkiefer bzw. im Mittelgesicht anregen. Der Funktionsregler ist so konstruiert, dass sich alle Kunststoffteile im Mundvorhof befinden. Dadurch wird der Zungenraum kaum eingeengt. Der Funktionsregler ist angenehm zu tragen, kann sich aber leicht verbiegen. Deshalb ist der Einsatz nur bei umsichtigen Patienten sinnvoll.
2. Die feste Zahnspange
Mit einer festsitzenden Zahnspange können wir Zahnfehlstellungen sehr gut korrigieren. Die Zahnspange besteht aus Metall- oder Keramikbrackets, die durch einen Draht miteinander verbunden sind. Der Draht wird mit kleinen Gummiringen oder feinen Drähten an dem Bracket befestigt. Zudem gibt es die Möglichkeit sogenannter selbstligierender Brackets. Diese besitzen eine integrierte Verschlussmechanik, sodass der Draht nicht mehr mit kleinen Gummis befestigt werden muss, sondern direkt in die Brackets eingeklickt werden kann. Dadurch erfolgt die Übertragung der notwendigen, regulierenden Kraft auf die Zähne, die sich daraufhin langsam entlang des Drahtes in die richtige Position bewegen.